Was wäre wenn? Alt-Wilhelmshaven den Fluten ausgesetzt...

 

Wäre es nach dem Willen einiger Verantwortlicher der Siegermächte gegangen, so stand nach dem Krieg kurze Zeit die Existenz der gesamten Stadt Wilhelmshaven auf dem Spiel. Ab 1946 sollte in mehreren Schritten bis ins Jahr 1948 hinein das Stadtgebiet geflutet werden. Die Wilhelmshavener Bürger sollten umgesiedelt werden ins Landesinnere, in Höhe des Schaardeiches bis nach Rüstersiel sollte die Schaffung neuer Deiche erfolgen und der Kern der Stadt durch gezielten Durchstoß der alten Deiche unter Wasser gesetzt werden - um so für alle Zeiten kriegerische Aktivitäten mit Keim in der Stadt, die Wilhelms Namen trägt, zu unterbinden. Die Tatsache, dass Wilhelmshaven unter dem Meeresspiegel liegt, hätte dieses Vorhaben ermöglicht...

 

Was wäre wenn?

Was wäre, wenn die Deiche durchstoßen worden wären?

Eine von mehreren Theorien: Zuvor wären diverse Gebäude planiert worden, kriegszerstörte Gebäude wären nie aufgebaut worden, es hätte keine groß angelegte weitere Demilitarisierung, Bunkersprengung oder Entfestigung gegeben. Unter weltweiter Teilnahme aber auch Anteilnahme wäre die Stadt den Gezeiten ausgesetzt worden. Den Rathausturm hätte man als neues Wahrzeichen einer toten Ruinenstadt zur Abschreckung stehen lassen. Die Wilhelmshavener hätten neuen Wohnraum westlich des Schaardeiches erhalten. Fedderwardergroden, Voslapp und Altengroden wären weiter ausgebaut worden. Sande wäre Bestandteil Neu-Wilhelmshavens geworden und später zur Innenstadt herangerückt. Neu-Wilhelmshaven hätte jedoch erst Mitte der 1950er Jahre wieder diesen Namen erhalten. Vorher könnte es auf Verordnung der Siegermächte kurze Zeit vielleicht Jadehaven gehießen haben. Die Neu-Wilhelmshavener hätten sich in Zukunft nur noch landeinwärts orientieren dürfen. Einen neuen Hafen hätte es trotz des Namens der Stadt nicht wieder gegeben.

Schon kurz nach den dramatischen Ereignissen der Ausdeichung wäre man sich zur Jahrzehntwende in die 1950er Jahre jedoch im klaren darüber gewesen, dass dieser Schritt völlig unnötig gewesen wäre...

Denn aus Feinden wurden Freunde, der Kalte Krieg kam heran...

...und verschwand nach Jahrzehnten wieder in den Analen der Geschichte...

 

"Neu-Wilhelmshaven 2006:

Am Strand zur Grenze nach Alt-Wilhelmshaven ist schemenhaft die frühere Einfallstraße, welche auch einmal Bismarckstraße hieß, zu erkennen. In weiter Entfernung sind Reste des früheren Stadtteiles Siebethsburg auszumachen, schräg davor der alte, nicht entfestigte Hochbunker Sedan mit dem dahinter liegenden Wasserturm, noch weiter zum Horizont hin rechts verschwommen zu erkennen der Wasserturm am ehemaligen Kurpark und etwas klarer der weitgehend intakt gebliebene Rathausturm, sämtliche Seitenflügel des Rathauses wurden jedoch vor Jahrzehnten gesprengt. Bis heute haben Witterung und die Gezeiten tiefe Narben in den Turm gerissen. Noch weiter rechts ist die Ruine der St. Willehad-Kirche an der ehemaligen Mozartstraße Ecke Bremer Straße im Seenebel zu erkennen. Seit Jahrzehnten ist dieser grauenhafte, surreale Ort einzigartiges Mahnmal weltweit. Eine der vielen Gedenktafeln befindet sich am Beginn der alten Einfallstraße...

Neu-Wilhelmshaven aber blüht. Es hat sich weit ins Landesinnere ausgestreckt ohne jedoch je wieder einen richtigen Hafen erlangt zu haben. Die Wirtschaftskraft der Stadt hat sich grundlegend in andere Richtungen orientiert...

Langsam holt sich die See immer mehr der noch vorhandenen Infrastrukturreste Alt-Wilhelmshavens zurück, welches bei Flut metertief unter der Meeresgleiche liegt. Noch heute ist dieser Bereich Sperrgebietsteil des Neuen Jadebusens und darf nicht betreten werden. Warnbojen zeigen jedem zu Neugierigen das strikte Verbot eines Zutrittes für alle Zeiten an..."

Glücklicherweise ist es nie zu diesen Ereignissen gekommen. Aber es wäre durchaus möglich gewesen.

 

 

Der Kurzfilm zum Artikel: Hier!

 

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Montage: So hätte es im Jahre 2006 durchaus am Schaardeich aussehen können...

Eine der vielen Gedenktafeln an der neuen Deichlinie...

Dieser Plan soll aufzeigen, wie der neue Deich sehr wahrscheinlich verlaufen wäre. Der Pfeil zeigt zum Standpunkt des Betrachters in der obigen Montage...

 

Der Kurzfilm zum Artikel: Hier!

 

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